TIEFENPSYCHOLOGIE

„Wenn man auf der Reise zu sich selbst ist, hilft es nichts, Andere nach dem Weg zu fragen“

Dr. Elmar Battenberg I Psychotherapie Lübeck - DR. ELMAR BATTENBERG I Psychotherapeut Lübeck

Die Tiefenpsychologie zählt – neben der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und neuerdings auch der systemischen Therapie – zu den so genannten Richtlinienverfahren, deren Kosten durch Krankenkassen (nach Beantragung) erstattet werden.

Inhaltlich leitet sich die Tiefenpsychologie aus der von Freud entwickelten Psychoanalyse ab, unterscheidet sich jedoch in der Behandlungstechnik (im Sitzen anstatt im Liegen) und bezüglich des Therapiefokus. Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass dem aktuellen Verhalten und Befinden zumindest zu einem Teil unbewusste seelische Vorgänge „in der Tiefe“ zugrunde liegen. Dies können grundsätzliche Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit sein (z.B. mit den Eltern), innere Ambivalenzen (sog. Konflikte), nicht bewusste Ängste und seelische Mangelzustände etc..

Aktuelle seelische (z.B. Ängste) und körperliche (z.B. Schmerzen) Beschwerden oder Verhaltensweisen (Süchte) können so auch verstanden werden, dass die Seele „aus der Not heraus“ versucht, mit konkreten Belastungen umzugehen oder Probleme mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen.

Das, was wir Therapeuten „seelische Konfliktspannung“ nennen, kann u.a. widersprüchliches Verhalten (Wechsel aus Nähe und Distanz zum Partner), soziale Probleme in engen Beziehungen, scheinbar unerklärliche Gefühle in bestimmten Situationen (Widerwillen, Traurigkeit, Panikattacken, Wutanfälle), körperliche Anspannungszustände und Störungen des sog. Vegetativums (z.B. Herzklopfen und Schwitzen), Verharren in offensichtlich schädlichen Situationen und Umgebungen oder tiefe Erschöpfung hervorrufen, was durchaus auch zur Arbeitsunfähigkeit führt.

Inhaltlich geht es beim tiefenpsychologischen Arbeiten u.a. darum, die genaueren Gründe für seine aktuelle Erkrankung oder die vordergründigen Beschwerden zu verstehen und dabei u.a. auch die Umstände des Aufwachsens in der Ursprungsfamilie zu beleuchten, das Verhältnis (sog. Bindung) zu den früheren engsten Bezugspersonen (Geschwister, Eltern, Großeltern) und als einschneidend empfundene Lebensereignisse (z.B. Verlust eines Elternteils, Traumatisierungen).

Falls Sie dies lieber nicht möchten oder das „Zurückschauen“ in der Biographie als nicht wesentlich oder gar hinderlich betrachten, wäre ggf. ein anderer Therapieansatz für Sie geeigneter. Außer der Arbeit an der Biographie geht es insbesondere auch um eine Art Innenschau, d.h. um das tiefer gehende Verstehen und Differenzieren eigener Gefühle und Körperempfindungen, sich wiederholender Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Bereich oder auch Ängste und Widerstände in Bindungen.

Insbesondere in Gruppentherapien kann auch die eigene Außenwirkung untersucht werden oder die Frage, was mein Verhalten in Anderen auslöst. Üblicherweise werden aufgrund früher Erfahrungen jedoch auch – nicht unbedingt bewusste oder klar ausformulierte – Erwartungen, Befürchtungen und Wünsche (Übertragung) in der Einzeltherapie spürbar, was dann mithilfe des Therapeuten genauer geklärt und besprochen werden kann.

Ich als tiefenpsychologisch arbeitender Therapeut werde dabei nur teilweise meine persönliche Meinung äußern und mich „Tipps und Ratschlägen“ im Allgemeinen ganz enthalten – stattdessen werde ich eher nachfragen und kommentieren, falls ich Unklarheiten oder Widersprüche vermute sowie bestimmte wichtige Beobachtungen mache – und ich werde meinen Patienten zurück melden, was er oder sie in mir auslöst (die so genannte Gegenübertragung). Außerdem werde ich eher anleitend und unterstützend sein, d.h. Ihnen dabei helfen, sich selber zu verstehen und zu spüren und für Sie geeignete Lösungswege selber zu finden. Sinn und Zweck dieser Behandlungstechnik ist ein tieferes Verständnis der eigenen Person und der dazugehörigen Verhaltensmuster, Empfindungen und Gefühle. Dabei kann es durchaus dazu kommen, dass im Kontakt mit dem Therapeuten oder Gruppenmitgliedern „alte“ Gefühle von Angst, Schuld, Scham, Traurigkeit, Wut und Enttäuschung deutlicher oder gar erstmals bewusst spürbar werden.

Langfristiges Ziel dieser Behandlungstechnik ist nicht nur die Klärung und Befriedung von Konflikten und Erschütterungen im „dort und damals“, sondern auch eine Stabilisierung und Besserung des Befindens im „hier und jetzt“.

Vorteilhaft kann es zum Beispiel sein, belastende Gefühle vor dem Hintergrund der eigenen Biographie zu verstehen und dementsprechend in der Vergangenheit zu verorten oder körperliche Empfindungen zu interpretieren als Ausdruck von Anspannung und Gefühlen, anstatt endlose Untersuchungen über sich ergehen zu lassen oder sich auch heute noch zu tadeln, allzu kritisch zu beäugen und zu bestrafen oder sich gar in Partnerschaften an Themen „abzuarbeiten“, denen viel frühere Konflikten und Bindungserfahrungen zugrunde liegen.